Da die Wanderung bei Beutelsbach zum Thema „Armer Konrad“ unter dem Namen „Gaispeter-Wanderung“ im offiziellen Programm des Deutschen Wandertages schnell ausgebucht war, sind wir im Filsgau schnell überein gekommen, dass ich die Wanderung exklusiv für Teilnehmer aus dem Filsgau nochmals anbiete. Am Samstag, den 06.08., starteten somit 20 Wanderfreunde und Wanderfreundinnen aus dem Kreis Göppingen von Beutelsbach aus zu dieser Wanderung. Zu Beginn an der Statue des Gaispeter vor dem Beutelsbacher Rathaus schilderte ich zunächst die Situation zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Württemberg. Nur einige Jahre zuvor (1495) war Württemberg zum Herzogtum erhoben worden als Dank an den umsichtigen und beliebten Grafen Eberhard im Bart. Seine zwei Nachfolger zerrütteten jedoch in kurzer Zeit die Finanzen des neuen Herzogtums und machten sich durch Willkür und Verschwendungssucht unbeliebt. Schließlich erließ Herzog Ulrich eine neue Steuer, die besonders die ärmeren Schichten der Bevölkerung traf. Das war Anlass zum Aufstand des „Armen Konrad“. So bezeichnete man damals allgemein die Tagelöhner, die Kleinbauern, die kleinen Handwerker etc.. Peter Gais aus Beutelsbach war einer der Protagonisten dieses Aufstands. Seine „Wasserprobe“, „hat der Herzog recht, so schwimmen die Gewichte nach oben, haben wir Recht, so sinken sie nach unten“, ging wie ein Lauffeuer durch Württemberg. Man versammelte sich an der Kappelbergruine, wohin auch unsere Wanderung führte. Es rumorte im ganzen Herzogtum, in Urach, in Markgröningen, in Schorndorf, überall erhob sich Protest. Der Herzog verständigte sich schließlich mit den „Bessergestellten“, den Honoratioren, den Geistlichen, den Räten usw. und schlug den Aufstand der Armen mit Waffengewalt nieder. Viele Beteiligte wurden verurteilt, auch Todesurteile gab es, viele flohen ins Ausland, z.B. in die Schweiz. Die Geschichte gab es in Episoden jeweils an markanten Punkten der Wanderstrecke. Das traurige Ende erzählte ich z.B. am Brunnen der Wasserversorgung oberhalb von Grunbach mit Blick auf das Remstal von Schorndorf bis Fellbach. Der letzte Halt in den Weinbergen galt dann dem Genuss im „Remstalkino“ einem Aussichtspunkt mit Einzelsesseln oberhalb Beutelsbach. Hier erhielten die Teilnehmer eine Kostprobe des Schillerweins „Gaispeter“ von der Remstalkellerei. Ein Besuch im Museum zum Bauernaufstand und ein gemeinsamer Biergartenbesuch rundeten den schönen Tag ab.
Hans-Jürgen Digel
Bilder von OG Wäschenbeuren